Geschichte & Herstellung

Geschichtliches zum Gablonzer Christbaumschmuck


Die Herstellung des Gablonzer Christbaumschmucks hat eine lange Tradition. Die Geschichtsschreibung begann um das Jahr 1550 in Gablonz / Sudetenland (heutiges Tschechien) und entwickelte sich im Zusammenhang mit der Bijouterie und Glasbranche. Damals entstanden die ersten Glashütten und daraus wiederum Glasschleifereien. In der kargen Gegend des Riesen- und Isergebirges mit dem Handelsplatz Gablonz, wo es außer den einzelnen Glashütten keine weiteren Erwerbsquellen gab, hielten die dort wohnenden Menschen Ausschau nach Arbeitsmöglichkeiten die sich im Hause verrichten ließen. Es entstand eine große Heimindustrie.

In der gleichen Weise wie früher werden auch heute noch die Weihnachtsbaumanhänger mit hohl geblasenen Perlen gefertigt. Jedes einzelne Objekt ist in all seinen Herstellungsstufen von Hand gefertigt, wie vor 150 Jahren. Der Gablonzer Christbaumschmuck ist historischen Originalen nachempfunden und wird noch heute nach alten Formen für uns hergestellt. Jede Kugel wird von Glasbläsern gefertigt und in weiteren mühsamen Arbeitsschritten per Hand bemalt und vollendet. Hauptsächlich werden Traditionsmuster wie Engel, Weihnachtsmänner, Teddys, Vogerl (mit Fieberglasschwänzchen) und die bunten Christbaumkugeln mit der traditionellen Handbemalung gefertigt.

In der ganzjährigen Weihnachtsausstellung in Neu Gablonz in Enns kann man die hauchdünnen, mundgeblasenen und kunstvoll von Hand bemalten Christbaumkugeln bewundern. Gablonzer Christbaumschmuck gefällt nicht nur durch die Vielfältigkeit seiner Figuren, sondern auch durch seine eigene, filigran wirkende Verarbeitung aus Hohlglasperlen, Glasstiften, Sprengperlen und Perlenreihen. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden so die unterschiedlichsten Motive Körbchen, Schmetterlinge, Kinderwägen, Tiere, sowie Engel und auch Phantasiegebilde.

Gablonzer Christbaumschmuck ist mittlerweile unter Kennern hoch geschätzt und gilt als begehrtes Sammlerobjekt.


Geschichte zur Herstellung des Gablonzer Glasperlenschmuck


Die Herstellung des Gablonzer Glasperlenschmuck hat ebenfalls eine lange Tradition. In den unzähligen Gablonzer Familienbetrieben wurden aus Glasröhren, den Halbfabrikaten der Glashütten, die Perlen vor einem Öllämpchen („Lampe“) mit Blasebalgverstärkung, oder später mit einer Art Bunsenbrenner aufgeblasen. Auf diese Weise entstanden die frei aus der Hand ohne formgebende Hilfsmittel aufgeblasenen "Freihandperlen". Später blies man die Glasröhren, auch wieder vor der „Lampe", mit Hilfe einer in dieser Region entwickelten Perlenformmaschine zur „Formperle" auf. Es wurden Formen entwickelt, die bis zu 10 cm lange Abschnitte mit aneinandergereihten Perlen, die sogenannte Klautsche, entstehen ließen. Mit dem "Feilmesser" wurden die Perlabschnitte getrennt. Die einzelnen Perlen oder die Klautsche erhielten später noch einen echten Silber- oder Farbeinzug.

Vater und Großvater waren in der Regel für das Aufblasen der Perlen zuständig. Dieses Perlenmaterial reihten danach Mutters und Großmutters fleißige Hände auf Draht zu bestimmten Formationen auf. Es entstanden Miniaturnachahmungen von Gegenständen aus dem täglichen Gebrauch, Darstellungen aus der Tierwelt, Phantasiegebilde, technische Neuerungen wie der Zeppelin, die Eisenbahn, oder das Auto. Die Familien wetteiferten im harten Konkurrenzkampf um die originellste Gestaltung der glitzernden Weihnachtsbaumanhänger. Die Vielfalt als Ergebnis der Hausindustrie reicht über Flugzeug, Schlitten, Puppenwagen, Fahrrad, Spinne, Stern, Nudelholz, bis hin zur Kanone.

In der gleichen Weise wie früher werden auch heute noch die Weihnachtsbaumanhänger mit hohl geblasenen Perlen gefertigt. Jedes einzelne Objekt ist in all seinen Herstellungsstufen von Hand gefertigt, wie vor 150 Jahren. Die heutigen Stücke unterscheiden sich zu den alten nur dadurch, dass der Silbereinzug noch nicht verblasst ist, Kerzenreste mit vereinzelten Tannennadeln sind noch nicht daran verklebt haben, oder die Drähte noch nicht angerostet sind - Spuren, die wir bei den alten Objekten nostalgisch einkalkulieren.

Für alte Objekte werden im Handel oder in den alljährlichen Weihnachtsauktionen zwischen 15 und 200 Euro gezahlt. Für größere und aufwändigere Teile werden von Sammlern noch höhere Beträge berappt. So sind die heute hergestellten Objekte mit hohl geblasenen Perlen nicht nur vom Erscheinungsbild, sondern auch vom finanziellen Aspekt, wirkliche Kostbarkeiten.


Geschichte der Gablonzer und der Gablonzer Genossenschaft

Die Geschichtsschreibung der Gablonzer Schmuckindustrie begann um das Jahr 1550 in Gablonz/Sudetenland (heutiges Tschechien). Damals entstanden die ersten Glashütten und daraus wiederum Glasschleifereien.

Die Herstellung farbiger Gläser führte automatisch zur Gestaltung von Glas als schmückendes Element. Bis zum Ende des 18 Jh. verzeichneten die ansässigen Schmuckgestalter eine gedeihliche Entwicklung. Deren Glasperlen, Edel- und Farbstein-Imitate waren international begehrte Handelsobjekte. Doch die napoleonischen Kriege störten den Außenhandel der Gablonzer schon bald empfindlich. Nach deren Beendigung wurde Gablonz zu einem Schmuckzentrum, dessen Erzeugnisse weltweit Interesse fanden. Trotz revolutionärer Wirren im Jahr 1848, der Kriegsjahre von 1875/76 und damit verbundener Auswanderungswellen in andere Länder, vor allem nach Übersee, blieb Gablonz im Sudetenland das Zentrum der Modeschmuck-Erzeugung. Erst recht, als nach dem ersten Weltkrieg eine unerwartete, stürmische Nachfrage nach Gablonzer Schmuck einsetzte. Damals versorgten Tausende Arbeitskräfte: Gürtler, Schleifer, Metallarbeiter und deren Gehilfen, die Welt mit schönem Schmuck; täglich verließen drei Lastzüge, beladen nur mit Gablonzer Bijouterie die Fertigungsstätten. Im Hafen von Triest lag auch ein Frachtschiff - die „Gablonz“ - vor Anker, das die Strecke Triest – Bombay regelmäßig ansteuerte und den Inderinnen Perlen und Glasbangles näher brachte.

Der letzte Weltkrieg zerstörte dann eine erstmals prosperierende Industrie. Und jene Menschen, die für den Ruhm und Glanz von Gablonz ihr Bestes gegeben hatten, mussten als Zwangsumsiedler ihre Heimat im Isergebirge verlassen.

Österreich bot den ausgesiedelten Schmuck-Spezialisten nach 1945 eine Heimat, die Möglichkeit des Wiederaufbaues und Fertigungsstätten, vor allem im Raum um Enns und Kremsmünster. Für jene, die in Oberösterreich eine neue Existenz gründen konnten, war dies ein Gottesgeschenk. Und das Arbeitsmaterial, z.B. amerikanische Keksdosen, Blechstreifen und Aluminiumteile aus Flugzeugwracks, aus denen man Schmuck gestalten konnte. Wahrlich, in jener Zeit hatte das Wort „Phantasie-Schmuck“ durchaus seine Berechtigung. Mit nur 7.000 Schilling Startkapital wurde 1947 die Gablonzer Genossenschaft mbH gegründet, eine Interessensgemeinschaft der Gablonzer Schmuckhersteller, die bis zu 150 Mitglieder zählte und am jährlichen Gesamtvolumen der österreichischen Modeschmuckerzeugung wesentlich beteiligt war.

Am 1. März 2006 übersiedelte die Gablonzer Genossenschaft ins Ennser Schloss Ennsegg um einerseits einer kostenaufwendigen Komplettrestaurierung des alten Geschäftsgebäudes zu umgehen und andererseits um näher im Stadtzentrum zu sein. Das Schloss Ennsegg ist ein geschichtsträchtiges Gebäude welches perfekt mit dem traditionsreichen Haus Gablonzer harmonierte. Im Erdgeschoss des Hauptschlosses fand man auf mehr als 200 m2 Ausstellungsfläche die aktuellsten Mode- und -Silberschmuck-Kollektionen, den Original Gablonzer Christbaumschmuck sowie das umfassende Schmuckmuseum.

2008 beschlossen die Mitglieder der Gablonzer Genossenschaft bei der Generalversammlung das Traditionsunternehmen zu liquidieren. Im Juni des darauffolgenden Jahres schloss der Shop seine Pforten im Schloss Ennsegg. Im Juli 2011 wurde die Gablonzer Genossenschaft aus dem Firmenbuch gestrichen.

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